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Schattenangst

Leseprobe aus "Schattenangst":
Copyright September 2013 by Sabine Hildegard Riepl Gräfin von Rothenfels, E-Mail: sabinevonrothenfels@yahoo.de; Homepage: graefinvonrothenfels.de.tl; Alle Rechte vorbehalten!

 

Montag, 1. Juli 2013 – Paranoid?

11.13 Uhr. „Frau Buchholz, Sie sind zweifelsohne paranoid!“ Er versucht besorgt zu wirken doch die Häme in seinem Gesicht ist nicht zu übersehen.

Was hat dieser Quacksalber gerade von sich gegeben? Hallo? Was ist das denn für ein Arzt der seiner Patientin so was einfach ins Gesicht sagt? Welcher Psychiater sagt dem Irren denn dass er irre ist? Verstößt das nicht gegen den ärztlichen Verhaltenskodex? Aber wenn ich ihm das sage, wird er vermutlich behaupten er hätte nie etwas derartiges von sich gegeben. Dass ich mir auch das nur eingebildet habe. So wie alles andere auch.

Also schweige ich zu dieser ungeheuerlichen Anklage. In Dr. Dovesians Bericht von dieser Sitzung wird stehen: „Die Patientin zeigte sich verstockt und verweigerte eine Mitarbeit.“

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Seit dreizehn Tagen bin ich jetzt in dieser sogenannten Klinik. Umgeben von Ärzten, Schwestern und Verrückten. Den ganzen Tag reden sie auf mich ein. Sie geben mir Tabletten die mich „gesund“ machen sollen. Nachts binden sie mich am Bett fest. Ich bin eine Gefahr für mich selbst, sagen sie. In der ersten Nacht habe ich mich noch gewehrt. Ich habe geschrien und getreten als die Pfleger mich fesseln wollten. Ich habe nach ihnen geschlagen und um Hilfe gerufen. Sie waren aber stärker. Niemand ist zu meiner Rettung gekommen. Der Arzt von der Nachtschicht hat mir ein Beruhigungsmittel injiziert und mich einfach hilflos liegenlassen. Von da an habe ich getan was sie von mir verlangt haben. Ich wollte nicht weiter betäubt werden, ich wollte die Kontrolle behalten. Kontrolle! Was für ein Hohn! Ich habe längst keine Kontrolle mehr über mein Leben.

Sonntag, 7. April 2013 – Sex sells

0.15 Uhr. „Lass den Unsinn, Tessa! Du fällst noch runter!“ Roland muss immer den Spielverderber mimen. Es macht mir Freude auf dem Brückengeländer zu balancieren, die Gefahr gibt mir einen Kick. Ich fühle mich lebendig!

„Komm jetzt da runter!“ Er greift meinen Arm und zerrt mich mit Gewalt auf den Boden. Fester grauer Beton. „Wieso musst Du immer so austicken wenn Du was getrunken hast?“ Er ist böse auf mich. Seine Stimme ist dann immer so anders, rauer.

Ich versuche ihn anzulächeln. Er ist einen Kopf größer als ich. Großer Augenaufschlag. Die babyblauen Kulleraugen verfehlen selten ihre Wirkung. „Es tut mir leid, Schatz. Ich bin jetzt lieb. Lass uns nach Hause gehen. Ins Bett...“

Mein Mann wirft mir einen zweifelnden Blick von der Seite zu. Aber die Aussicht auf ungeplanten Sex wischt seine Bedenken beiseite. Plötzlich ist es ihm egal, dass ich betrunken bin, dass ich ihn vor seinen Freunden blamiert habe. Roland ist so ein Spießer! Aber mit meinem Körper kriege ich ihn immer rum. In der Beziehung ist er genau wie jeder andere Mann.

Ich grinse ihn lasziv an. Meine Hand streicht langsam über den Ansatz meiner Brüste. Das genügt.

Atemlos haucht er ein „Komm!“ und zieht mich hinter sich her. Es sind nur noch 250 Meter bis zum Haus. Ich gehe betont langsam. Roland zieht wie ein ungestümer junger Hund. Ich kichere vor mich hin. Vielleicht erlaube ich ihm mich im Doggiestyle zu nehmen. Das findet er besonders versaut.


Wir sind an der langweiligen massiven Haustür angekommen. Dunkelbraune Eiche. Roland fummelt nach dem Schlüsselbund, lässt ihn beinahe fallen, flucht. Dann hat er das Schloss aufgesperrt. Beinahe lautlos schwingt die schwere Holztür nach innen. Die Steintreppe hinauf. Neunzehn Stufen. Die Tür zur Wohnung. Auch altes, diesmal helles Holz, mit dem altmodischen Türspion. Er überwindet auch dieses Hindernis. Schubst mich hinein und lässt die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Es hallt laut nach, doch das ist dem sonst so rücksichtsvollen Roland egal.

 

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