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Raben-Omen

Leseprobe aus "Raben-Omen"
Copyright Sabine Gräfin von Rothenfels, November 2014
sabinevonrothenfels@yahoo.de
www.graefinvonrothenfels.de.tl
Alle Rechte vorbehalten!



Es roch nach dampfender Erde, nach Blumen die vor dem schließen noch schnell all ihren betörenden Duft freigegeben hatten.

Ein Gewitter zog auf. Das dumpfe Grollen in der Ferne kam näher.


Der Wind fuhr in ihr langes Haar und blähte es zu einer dunklen Fahne die hinter ihr her wehte.

Ein Regen von weißen Blüten ging hernieder, es sah aus wie Schnee. Sie zog ihren Schal fester um sich und beschleunigte ihre Schritte in Richtung des schützenden Burgturms.

 

Als die ersten schweren Tropfen herab prasselten hatte sie die kleine Seitentür bereits aufgestoßen und war in den schmalen Vorraum getreten der zur Burgküche führte.

 

 

Just in diesem Moment kam ihr die Köchin Berta, rund wie ein Fass, entgegen um etwas frische Luft zu schnappen.

 

In der stickigen Küche in der Tag und Nacht große Feuer geschürt wurden hatte Berta nichts von dem nahenden Unwetter mitbekommen.

 

Als sie der nassen Wand gewahr wurde tastete sie hastig nach ihrem Amulett.

„Mali bewahre uns vor Unheil! Das ist ja die reinste Sintflut!

 

Ihr solltet nicht hier sein, hohes Fräulein, ihr wisst doch was der Herr über die Gesindeunterkünfte gesagt hat. Ihr sollt Euch von hier fernhalten.“ Wandte sie sich an Yvi. Ihr großes rundes Gesicht war gerötet.

 

 

Das Mädchen zog die hübsche Nase kraus.

„Sollte ich mich stattdessen durchnässen lassen?

Außerdem ist die Küche keine Unterkunft.

Es gehört zu meinen Aufgaben als künftige Herrin über einen großen Haushalt auch hier gelegentlich nach dem Rechten zu sehen.“

 

Die dicke Köchin zog den Kopf ein als hätte ihr die junge Frau einen Schlag versetzt.

 

„Die Küchenjungen schlafen hier“, wagte sie einzuwenden.

„Und der Herr hat es verboten...“

 

Doch Ivy ließ sich von Bertas Worten nicht beeindrucken.

„Papperlapapp! Ich werde jetzt durch die Küche in den Wohnturm hinauf steigen und du wirst kein Wort darüber verlieren.

Haben wir uns verstanden, Berta?“

 

Die ältliche Frau mit den rosigen Wangen starrte noch einmal auf den heftigen Regen hinaus und nickte dann ergeben.

Sollte doch der Herr das störrische Mädchen erziehen, das war nicht ihre Aufgabe.

Berta dachte daran was vor beinahe elf Jahren geschehen war. Ivy hatte damals gar nicht begriffen in welcher Gefahr sie geschwebt hatte oder konnte sich nicht mehr daran erinnern.

 

Sie war schon damals ein hinreißendes Kind gewesen. Mit schneeweißer Haut und diesen großen blauen Augen.

Und lebhaft war sie gewesen - sobald sie schnell genug laufen konnte um der Kinderfrau zu entkommen hatte sie das auch getan. Auf der ganzen Burg hatte sie sich herumgetrieben und ihr neugieriges Stubsnäschen überall hineingesteckt.

 

 

Unter dem Gesinde hatte es damals einen alten Knecht gegeben. Ein widerlicher Kerl der sich betrank so oft er Gelegenheit dazu hatte.

War er nüchtern genug um noch stehen zu können stellte er den Mägden nach.

 

Selbst Berta hatte er das eine oder andere Mal versucht an die Wand zu drücken um sich an ihr zu vergehen. Sie war aber immer resolut genug gewesen ihn abzuwehren.

Ein Kind von nicht einmal fünf Jahren jedoch hatte dem Kerl nichts entgegen zu setzen.

 

Es war reines Glück gewesen dass der Haushofmeister gesehen hatte wie der Knecht das Mädchen in seinem weißen Kleidchen in den Stall geschleppt hatte.

Er hatte sofort zwei kräftige Wachen zu Hilfe gerufen und den Mann verhaftet noch ehe er Hand an die kleine Ivy legen konnte.

 

Wie sie geweint hatte - Berta hatte es fast das Herz zerrissen. Doch war ihr nichts geschehen. Nur das feine Kleidchen war zerrissen und schmutzig.

 

Die Götter hatten wahrhaft über das Mädchen gewacht. Beinahe jeder aus dem Haushalt hatte ein Dankgebet an Mali - die Mutter, an Varo - den Vater und an Sino - den Sohn gesprochen. Die Heiligen Drei.

Sinnbild für jedes Dasein. Geburt, Leben und Tod.

 

Der Herr war außer sich vor Zorn gewesen.

Am liebsten hätte er den Knecht in rasender Wut an Ort und Stelle mit seinem Schwert zerhackt doch davon konnte der Priester ihn gerade noch abhalten.

Es war gegen das Gesetz der Götter innerhalb der Burgmauern zu töten.

 

Stattdessen hatte der Götterdiener das Urteil über den elenden Kerl gesprochen und den alten Säufer am nächsten Morgen außerhalb der Burg aufknüpfen lassen. Bis dahin hatten die Wachen ihn in den Kerker geworfen, den Augen des wütenden Ritters entzogen.

 

Die Kinderfrau dagegen hatte der Herr noch am selben Tage vor aller Augen im Burghof mit der Peitsche blutig geprügelt und fortgejagt.  

Das Mädchen hatte versäumt auf Ivy aufzupassen und wurde daher streng bestraft.

Seit dem hatte es nie wieder so einen Vorfall gegeben doch das Gebot dass Ivy sich vom Gesindetrakt fernzuhalten hatte galt nach wie vor.

 

Das Mädchen jedoch beachtete sie gar nicht weiter und war bereits auf dem Weg in die Küche. Berta seufzte tief und folgte ihr.

 

 

Die Burgküche hatte nicht weniger als drei Feuerstellen. Über einer war ein Dreibein aufgebaut an dem ein riesiger Kessel aufgehängt war. Betörende Duftwolken entströmten daraus.

 

Zwei Mägde und die beiden Küchenjungen starrten die junge Herrin mit großen Augen an die gerade eilig durch die Küche rauschte.

 

Berta griff sich einen großen Holzlöffel und schlug den ihr am nächsten stehenden Jungen damit auf den Kopf.

„Haltet kein Maulaffen feil!

Dörra schäl endlich die Kartoffeln fertig! Maudie, was ist mit dem Brot? Dodo bring mir die Kräuter! Und Mattie hol mehr Holz!“

 

Sofort stoben die Küchenbediensteten auseinander um die Anweisungen auszuführen.

In ihrer Küche war Berta die uneingeschränkte Herrscherin.

 




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