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Das Märchen von Marrakesch

Leseprobe aus dem Reisebericht "Das Märchen von Marrakesch"
Copyright August 2013 by Sabine Gräfin von Rothenfels
www.graefinvonrothenfels.de.tl
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http://www.neobooks.com/werk/24655-das-maerchen-von-marrakesch.html


Im Bergdorf am Nationalpark hat man eine herrliche Aussicht. Wir treffen einen Bergführer der uns für relativ kleines Geld zu den Wasserfällen begleiten soll. Eine ganz leichte Wanderung von ungefähr zwei Stunden wird uns angepriesen. Wir haben nur leichte Turnschuhe, Jeans, T-Shirt und dünne Fleecejacken an. Waja (er heißt wohl nicht wirklich so aber so ähnlich spricht man es) ist altersmäßig schwer einzuschätzen. Irgendwas zwischen 50 und 70. Bevor wir uns zu unserer Wanderung aufmachen führt uns der schlitzohrige Alte in ein Lokal wo er sich zu Erfrischungen von uns einladen lässt.


Was dann folgte klingt ausgedacht ist aber wahr.
Die erste Etappe führt an kleinen Lokalen und Hütten vorbei. Der Weg ist relativ befestigt. Hohe Bäume schlängeln sich entlang des Flussbettes. Der erste Wasserfall ist als solcher gar nicht zu erkennen. Nur ein Rinnsal. Hier steht sogar eine Ruhebank. Darauf völlig fertige Wanderer.
Ha! Prinzessin S. hasst zwar jede Art von Sport, fühlt sich aber fit genug für einen kleinen Spaziergang. Eine Stunde später bereue ich diesen Entschluss zutiefst. Der einstmals befestigte Weg verwandelt sich erst in weichen rutschigen Waldboden, dann in loses Geröll. Wir klettern mit viel Mühe am Rand des Wasserbettes.

Immer höher geht es und immer beschwerlicher wird es. Unsere dünnen Turnschuhe haben glatte Sohlen. Wir finden keinen Halt auf blanken Felsen. Wir jammern und klagen, holen uns nasse Füße beim durchqueren des Wassers. Aber es gibt kein zurück. Diesen Weg wieder hinunter gehen, wonach wir nach zwei Stunden große Lust haben, wäre viel zu gefährlich. Wir würden unweigerlich abrutschen und uns verletzten. Waja macht uns Mut. Behauptet, wir hätten es gleich geschafft. Im Dorf hatte er auch behauptet, wir wären insgesamt nur zwei Stunden unterwegs und es wäre „ganz leicht“.

Es hilft nicht. Wir müssen weiter bergauf bis zum ersten Gipfel, von dort aus wird uns ein sanft abfallender Rückweg ins Dorf versprochen. Und der prächtige Wasserfall natürlich, der fünfte von insgesamt sieben. Mit letzter Kraft kommen wir oben an, das heißt fast oben. Der Wasserfall stürzt sich in die Tiefe. Gischt spritzt. Wir fotografieren wie die Besessenen. Wir haben den Aufstieg gemeistert! Denken wir.


Am Wasserfall steht ein Lokal wo man Erfrischungen und auch etwas zu essen bekommt. Nachdem wir die Fotoorgie abgeschlossen haben lassen wir uns im kühlen Schatten nieder und betrachten die Landschaft. Schauen stolz hinunter.

Nachdem wir wieder etwas zu Kräften gekommen sind nehmen wir auch die anderen Besucher wahr. Die Neuankömmlinge und die, die vor uns hier waren. Das Ausflugslokal wo wir sitzen ist nicht auf dem Gipfel, sondern am Becken des Wasserfalls. Um uns nur steile Felswände. Nachdem wir auf einem „Einbahnpfad“ heraufgekommen sind, wie kommen wir dann wieder hinunter?


Gerade bricht eine Gruppe auf. Unsere Augen folgen ihnen. Hinter der Bretterbude ist eine rostige Metallleiter in die Felswand geschlagen. Oberhalb der Leiter ist nur Himmel zu sehen. Wozu dient dieser Aufstieg? Palaver am Fuße der Leiter. Uns stockt der Atem! Die Leute klettern hinauf, ungesichert, in eine Höhe von etwa 15 Metern. Als der erste oben ist, streckt sich ihm aus dem Nichts eine Hand entgegen. Noch eine dunkle, wettergegerbte Hand greift zu und dann ist der Mann aus unserem Blickfeld verschwunden. Das kann doch nicht euer Ernst sein!


Ist es aber. Waja wartet bis die Leute vor uns verschwunden sind und fordert uns auf, es ihnen gleichzutun. Wir sehen uns ungläubig an. Waja redet auf uns ein wie auf kranke Pferde. Nur noch diese paar Sprossen und dann kommt der sanfte Pfad, zurück ins Dorf. Alles ist gut. Nein, es gibt keinen anderen Weg.

Also gut. Prinzessinnen sind ja nicht feige. Was bleibt uns auch anderes übrig? Die Bergwacht rufen?

 

Die Leiter ist glitschig von der Gischt des Wasserfalls. Wir klammern uns an die Halterungen und steigen Sprosse um Sprosse nach oben. Nicht nach unten schauen! Nur immer nach oben, bis die marokkanischen Helfer einen über die Felskante zerren. „Bitte nicht liegen bleiben! Nein, hier können Sie nicht sitzen, gehen sie um den nächsten Felsen herum, dort können Sie rasten!“

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